Im Land aus Feuer und Eis. Ein Roadtrip entlang Islands Südküste.

"The problem with driving around Iceland is that you're basically confronted by a new soul-enriching, breath-taking, life-affirming natural sight every five goddamn minutes. It's totally exhausting." Stephen Markley

Mystische Landschaften, heiße Quellen, tosende Wasserfälle und eine Bevölkerung, die zu den gastfreundlichsten Menschen der Welt zählt. Island hat in den letzten Jahren einen wahren Hype erlebt und steht nicht zuletzt dank der sympathischen Performance der isländischen Nationalmannschaft bei der EM 2016 auf der Bucket-Liste unzähliger Reisenden.

Unsere Idee, Ende August spontan für eine Woche nach Island zu fliegen klang daher erstmal wie ein abwegiges Gehirngespinst. Denn normalerweise ist die kleine Vulkaninsel hoch im Norden Europas meist schon Monate im Voraus ausgebucht, zumindest in der Hauptreisezeit. Doch wir hatten Glück. Eine kurze Internetrecherche ergab, dass Mietwagen und Unterkünften knapp 2 Wochen vor unserem geplantem Reisetermin tatsächlich noch verfügbar waren.

Da wir insgesamt nur eine Woche Zeit hatten und nicht zu viele Stunden im Auto verbringen wollten entschieden wir uns dafür, lediglich den südlichen Teil der Insel zu besuchen. Der Süden Islands ist von Reykjavík sehr schnell zu erreichen, und hat auf nur wenigen Kilometern eine ganze Reihe landschaftlicher Highlights zu bieten.


Unsere reiseroute

Tag 1: Ankommen in Reykjavík

Von Hamburg ging es auf direktem Weg nach Reykjavík und nach nur 3 Stunden Flugzeit erreichten wir den kleinen Flughafen Keflavík, der ca. 50 km von Islands Hauptstadt entfernt liegt. Hier holten wir unseren Mietwagen ab mit dem wir in den nächsten 7 Tage Islands Südküste erkunden wollten.

Den ersten Tag verbrachten wir in der isländischen Hauptstadt und ließen uns entspannt durch die Straßen treiben. Da Reykjavík sehr klein ist braucht man nicht mehr als ein paar Stunden, um den Innenstadtkern per Fuß zu erkunden. Aufgrund der frühen Ankunft am Morgen waren wir noch ziemlich müde, weshalb wir den Rest des Tages in den Cafés und Restaurants der Hauptstadt verbrachten, eine Runde Scrabble spielten und die Atmosphäre der quirligen Stadt auf uns wirken ließen.

  • KEX Hostel (Unterkunft):
    Eine wirklich tolles Hostel mitten in Reykjavík mit Mehrbett- und privaten Doppelzimmern sowie einer schönen Bar und Terrasse. Das ganze Hostel ist sehr ansprechend eingerichtet und die Atmosphäre ist entspannt und locker. Absolut empfehlenswert!
    KEX Hostel, Skúlagata 28, 101 Reykjavík
    https://www.kexhostel.is/
  • Brauð & Co (Bäckerei)
    Sicherlich kein Geheimtipp mehr, aber trotzdem einen Stop wert. Denn angeblich gibt es hier die besten Snúður (= Zimtschnecken) in Island. Ich habe leider keinen Vergleich, aber die Zimtschnecken waren wirklich sehr lecker.
    Brauð & Co, Frakkastíg 16, 101 Reykjavík
    https://www.braudogco.is/
  • Kaktuss Espressobar (Café)
    Ein gemütliches, kleines Café mit gutem Kaffee und leckerem Essen, das von zwei isländischen Freunden betrieben wird. Und natürlich ist der Name Programm, denn neben Speis und Trank können hier auch Kakteen und andere Pflanzen gekauft werden.
    Kaktuss Espressobar, Vitastígur 12, 101 Reykjavík
    https://kaktus-espressobar.business.site/
Tag 2: Der Golden bzw. Rainy circle

Route: von Reykjavík nach Selfoss
Distanz: 176 km
Fahrzeit: ca. 3 Stunden

Bevor wir uns auf unserem Roadtrip langsam Richtung Süden vorarbeiten würden stand heute erstmal der Golden Circle auf dem Programm mit einem ersten Stop im Þingvellir-Nationalpark. Kaum hatten wir die Stadt hinter uns gelassen bekamen wir auch schon einen ersten Vorgeschmack auf Islands sagenhafte Natur: vor uns erstreckte sich eine grüne, hügelige Landschaft, überspannt von einem bunt leuchtenden Regenbogen. Genau so hatten wir uns Island vorgestellt!

Doch die Freude hielt nicht lange an. Nur wenige Kilometer weiter änderte sich die Szenerie schlagartig. Wir fuhren in ein Gemisch aus tief hängenden Wolken, strömendem Regen und einer Sicht, die nur wenige Meter betrug.

Na gut, dass wir auf Island den ein oder anderen Regenschauer erwischen würden war uns klar. Wir waren vorbereitet. Und so schlüpften wir in Regenhose, Regenjacke und Mütze und machten uns auf, den Park zu erkunden. Der Þingvellir-Nationalpark ist einer der wenigen Orte weltweit, an dem man die freigelegte eurasische und nordamerikanische Kontinentalplatte von Land aus sehen kann. Doch obwohl der Park zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und täglich von unzähligen Touristen besucht wird beeindruckte mich die Landschaft hier nicht wirklich. Das mag am Regen gelegen haben oder einfach daran, dass geologische Steinformationen vielleicht nicht mein Ding sind.

Im Regen ging es weiter zum nächsten Stop, dem Geothermalgebiet Haukadalur mit seinem berühmten Geysir Strokkur. Der besonders aktive Geysir bricht alle 5 bis 15 Minuten aus und schleudert dabei eine Wolke aus Wasser und Dampf dutzende Meter in die Luft. Wir konnten uns das ein oder andere “Ohhh” und “Ahhh” nicht verkneifen, denn die plötzlich aus dem Boden schießende Fontäne ist definitiv ein Spektakel.

Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter zum Wasserfall Gullfoss, der erste von unzähligen Wasserfällen, die wir auf unserem Roadtrip sehen würden. Vom Parkplatz aus machten wir uns auf den Weg zu den tosenden Wassermassen, die mehrere Meter über eine Kante in den Boden fielen und dabei einen feinen Nebel aus kleinen Wassertropen bildeten. Zusammen mit den großen Regentropen von oben wurden wir ordentlich durchgeweicht.

Mittlerweile war es später Nachmittag und daher beschlossen wir, uns auf den Weg zu unserer Unterkunft zu machen. Hoffentlich würden wir am nächsten Tag mehr Glück mit dem Wetter haben.

Mein abschließendes Fazit: für alle die wenig Zeit haben bietet der Golden Circle einen guten Einblick in Islands landschaftliche Vielfalt. Nichtsdestotrotz würde ich ihn beim nächsten Mal vermutlich auslassen. Mir war es hier einfach zu voll und viele der landschaftlichen Highlights findet man auch an anderen, deutlich weniger frequentierten Orten auf Island.

  • South Central Guesthouse (Unterkunft):
    Eine einfache, aber saubere und gemütliche Unterkunft mit unterschiedlichen Zimmern und Gemeinschaftsküche. Ein Frühstück konnte man auf Wunsch dazu bestellen.
    South Central Guesthouse, Blesastaðir 3, Selfoss
  • Friðheimar (Restaurant & Gewächshaus):
    Ein Lichtblick an unserem verregneten Tag! Im hellerleuchteten Gewächshaus des kleinen Familienbetriebs werden das ganze Jahr über unfassbar leckere Tomaten angebaut. Das Besondere: direkt im Gewächshaus befindet sich ein Restaurant, man sitzt also wortwörtlich unter den Tomatenpflanzen und kann sich dabei durch eine Reihe von (Tomaten-)Speisen und (Tomaten-)Getränken probieren. Aber Achtung, das Restaurant wird von Besuchern überrannt, wir haben nur noch einen kleinen Tisch an der Bar bekommen. Am besten also vorher reservieren.
    Friðheimar, Reykholti, Bláskógabyggð, Selfoss
    https://www.fridheimar.is/de
Tag 3: Ganz viel wasser(fall)

Route: von Selfoss nach Vík í Mýrdal
Distanz: ca. 100 km
Fahrzeit: ca. 1.30 Stunden

Heute morgen klingelte der Wecker bereits sehr früh, denn wir wollten vor allen anderen den Hot Pot Hrunalaug besuchen, eine natürlich heiße Quelle die versteckt auf einem privaten Grundstück umringt von grünen Hügeln und grasenden Island-Ponies liegt. Und wir hatten Glück! Niemand außer uns schien so früh am Morgen Lust auf ein heißes Bad zu haben. Direkt an der Quelle befindet sich ein kleines Häuschen, in dem wir uns umzogen. Das Wasser der Quelle hat angenehme 38° Grad und trotz leichten Regens konnten wir hier herrlich entspannen. Ein echtes Highlight auf unserer Island-Reise!

Nachdem wir einige Zeit im heißen Wasser verbracht hatten ging es zurück zu unserer Unterkunft, wo ein leckeres Frühstück auf uns wartete. Leider versprach das Wetter auch für heute keine Besserung und innerlich stellten wir uns schon mal auf Regen ein. Und nicht nur das Wasser von oben würde uns heute durch den Tag begleiten. Auf dem Plan standen Islands berühmteste Wasserfälle Seljalandsfoss, Gljúfrabúi und Skógafoss, die sehr nah beieinander liegen und leicht in ein paar Stunden besichtigt werde können. Alle Wasserfälle sind vom Parkplatz aus in nur wenigen Metern zu Fuß zu erreichen.

Nachdem wir den Wasserfällen jeweils einen kurzen Besuch abgestattet und ein paar Fotos gemacht hatten wollten wir nicht direkt wieder ins Auto steigen, sondern uns die Füße bei einer Wanderung vertreten. Der “Skógafoss Waterfall Hike” beginnt auf der Besucherplattform oberhalb des Wasserfalls, die man über eine Treppe erreicht und führt über 8 km am Skógá Fluss vorbei. Insgesamt kann man auf dieser Wanderung 25 Wasserfälle sehen! Trotz leichtem Regen genossen wir die Wanderung sehr, denn obwohl die grüne Landschaft mit ihren tosenden Wassermassen wirklich ein phantastischer Anblick war verirrten sich nicht viele Touristen hierher. Teilweise hatten wir den Wanderweg komplett für uns alleine.

Nach ca. 3 km traten wir den Rückweg an, denn inzwischen hatte es wieder ordentlich angefangen zu regnen. Zum Glück mussten wir nur noch wenige Kilometer bis zur nächsten Unterkunft fahren. Wir freuten uns aufs Abendessen und ein wohlverdientes isländisches Bier.

  • Sólheimahjáleiga Guesthouse (Unterkunft):
    Ein wirklich schönes Guesthouse mit Doppelzimmern und einem schönen Gemeinschaftsbereich. Morgens gab es ein reichhaltiges Frühstücksbuffet. Absolut empfehlenswert!
    Sólheimahjáleiga Guesthouse, Solheimahjaleiga, Vik
    https://solheimahjaleiga.is/
Tag 4: Lass die sonne rein!

Route: von Vík í Mýrdal nach Skaftafell
Distanz: ca. 122 km (ohne Routenänderung)
Fahrzeit: ca. 1.30 Stunden (ohne Routenänderung)

Der morgendliche Blick auf meine isländische Wetter-App (Veður) verhieß mal wieder nichts Gutes. Und leider konnte ich mir auch nicht länger einreden, dass die Wettervorhersage möglicherweise falsch ist. Denn die letzen Tagen hatten eins ganz klar gezeigt: die Isländer kennen ihr Wetter und können dies auf Stunden genau vorhersagen!

Also hieß es mal wieder: Regenklamotten anziehen und Zähne zusammen beißen. Denn angeblich gibt es ja kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung…

Eigentlich wollten wir heute nach Dyrhólaey und den Papageientauchern einen Besuch abstatten. Doch aufgrund des Wetters beschlossen wir, erst mal ein bisschen Strecke zu machen und bis zur schwarzen Schlucht Fjaðrárgljúfur zu fahren. Doch auch hier war keine Wetterbesserung in Sicht: die schwarze Schlucht versank im Nebel und unsere Gemüter gleich mit.

Wir brauchten einen Plan B. Und dieser fand sich in Form eines kleinen Sonnensymbols auf meiner Wetter-App. Die 130 km entfernte Gletscherlagune Jökulsárlón war der einzige Ort weit und breit der wie das gallische Dorf in Asterix nicht von den Römern, äh dem Regen besetzt war. Konnte das wirklich sein? Ich glaubte fest daran und so warfen wir alle Pläne über Bord, setzen uns ins Auto und gaben Gas. Wir hatten ein neues (Sonnen-)Ziel.

Ungefähr 2 Stunden fuhren wir Richtung Osten durch den Regen, bevor wir uns schließlich unserem Ziel näherten. Ständig kontrollierte ich meine Wetter-App, hier soll doch gleich die Sonne kommen? Noch war davon leider nichts zu sehen. Doch kaum hatten wir die letzte Bergkette umrundet riss die Wolkendecke plötzlich auf und vor uns erstreckte sich ein riesiger Regenbogen. Und endlich konnten wir auch die eindrucksvolle Landschaft um uns herum sehen. Wir waren von Gletschern umgeben!

Den Rest des Tages blieb die Sonne unser ständiger Begleiter und wir erlebten die Gletscherlagune Jökulsárlón, Fjallsárlón und Breiðárlón sowie den Diamond Beach in seiner vollen Pracht. Dafür hatten sich die Stunden im Auto wirklich gelohnt. Jetzt mussten wir nur noch den halben Weg wieder zurück, denn unsere vorab gebuchte Unterkunft lag wieder ein ganzes Stück Richtung Westen…

  • Dalshofdi Guesthouse (Unterkunft):
    Wie die anderen Guesthouses auch verfügt das Dalshofdi über unterschiedliche Zimmerarten und einen Gemeinschaftsbereich mit Küche. Leider wird kein Frühstück angeboten und es gibt auch nicht viele Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. Jeder Gast bekommt am morgen aber eine selbst gebackene Waffel, der erste Hunger wird also gestillt.
    Dalshofdi, 881 Kálfafell
    https://dalshofdi.is/
Tag 5: ICe, Ice Baby!

Route: von Skaftafell nach Höfn
Distanz: ca. 200 km
Fahrzeit: ca. 2.30 Stunden

Für heute hatten wir eine Wanderung auf dem Vatnajökull Gletscher gebucht. Meine Vorfreude war groß, denn so eine Tour wollte ich schon immer mal machen. Am Treffpunkt lernten wir die anderen Teilnehmer kennen und wurden mit Steigeisen, Eispickel und Helm ausgestattet. Mit einem Allradfahrzeug ging es zum Gletscher und nach einer kurzen Einweisung liefen wir mit unseren Steigeisen die ersten Meter über das Eis. Natürlich im Regen. Wie uns unsere beiden Guides erzählten ist Regen bei einer Gletscherwanderung aber etwas Gutes, denn nur dann erstrahlt das Eis in seiner typisch blau-türkisene Farbe hat. Man hatten wir ein Glück! 😉

Ingesamt dauerte die Tour 3.5 Stunden und ich kann das Team von Local Guide of Vatnajökull aus vollem Herzen empfehlen! Unsere beiden Guides haben uns zu jeder Zeit sicher über die Gletscherspalten geführt und uns mit vielen spannenden Informationen versorgt.

Von Skaftafell fuhren wir am Nachmittag noch bis zum östlichsten Punkt unserer Reise, nach Höfn. Danach würden wir wieder langsam die Rückreise Richtung Reykjavík antreten.

  • Hrafnavellir Guest House (Unterkunft):
    Eine wirklich tolle Unterkunft mit einem unfassbar leckeren Frühstück. Untergebracht wird man in kleinen Hütten, die nicht nur sehr ansprechend eingerichtet sind, sondern von der Terrasse aus einen tollen Blick über die umliegenden Landschaft bieten. Meine Lieblings-Unterkunft auf der Reise!
    Hrafnavellir Guesthouse, Hrafnavellir í Lóni, Hrafnavellir
TAG 6: Zurück gen Westen

Route: von Höfn nach Vík í Mýrdal
Distanz: ca. 313 km
Fahrzeit: ca. 4 Stunden

Wir konnten unser Glück kaum fassen, aber heute wachten wir tatsächlich bei Sonnenschein auf. Nach einem leckeren Frühstück mit isländisch-typischen Spezialitäten ging es von Höfn wieder Richtung Westen mit einem ersten geplanten Stop am schwarzen Strand von Stokksnes und dem berühmten Berg Vestrahorn. Angeblich ein dramatisches Fotomotiv! Angeblich… denn inzwischen hatte sich mal wieder eine dicke Wolkendecke vor die Sonne geschoben. Und damit verschwand auch das eigentliche Highlight, der 757 m hohe, zu allen Seiten schroff abfallende Bergrücken in einer grauen Regenmasse. Scheinbar sollte es einfach nicht sein.

Wir beschlossen daher ein bisschen Strecke zu machen und nach einem kurzen Halt in Torfsiedlung Núpsstaður auf direktem Weg nach Vík zu fahren, wo wir heute Nacht noch einmal im Sólheimahjáleiga Guesthouse übernachten würden.

In Vík verbrachten wir den Nachmittag bei Kuchen, warmer Suppe und diversen Runden Scrabble in einem kleinen Café. Zwangspause, vom Wetter verordnet…;)

TAG 7: GAnz viel heiße Luft

Route: von Vík í Mýrdal nach Reykjavík
Distanz: ca. 187 km
Fahrzeit: ca. 2.30 Stunden

Für heute hatte ich mir den Wecker gestellt denn laut Wetter-App gab es ein zweistündiges Sonnenfenster und das wollte ich nutzen, um auf die Halbinsel Dyrhólaey zu fahren. Das Natur- und Vogelschutzgebiet liegt hoch auf den Klippen an der Südspitze Islands und mit ganz viel Glück lassen sich hier in den Sommermonaten Papageientaucher beobachten.

So früh am Morgen hatte ich das Kap fast ganz für mich allein und nach einer kleinen Wanderung hoch auf die Klippen sah ich tatsächlich die ersten Papageientaucher, wie sich auf der Suche nach Nahrung immer wieder in die stürmischen Böen über dem Meer stürzten. Leider war es unmöglich, ein gutes Foto zu machen, denn kaum hatte sich ein Vogel auf den bewachsenen Klippen niedergelassen schoss er auch schon wieder die Steilwand hinunter. Wäre ich nicht ordentlich vom Wind durchgepustet worden hätte ich hier vermutlich noch Stunden sitzen können. Aber für heute stand noch Einiges auf dem Programm und so machten wir uns direkt nach dem Frühstück wieder auf Richtung Ring Road. Nächster Halt: das Geothermalgebiet in Reykjadalur.

Reykjadalur, was übersetzt das rauchende Tal heißt, liegt nur 45 min von Reykjavík entfernt. Das Besondere: durch das Tal fließt eine heißer Fluss, in dem man auch bei kältesten Außentemperaturen bei einem warmen Bad im Wasser entspannen kann. Den Fluss erreicht man durch eine etwa einstündige Wanderung. Vor Ort gibt es nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten zum Umziehen, am besten die Badeklamotten schon vorher anzuziehen. Leider ist die heiße Quelle von Reykjadur kein Geheimtip mehr. Da der Fluss aber recht lang ist findet man mit Sicherheit trotzdem ein etwas ruhigeres Plätzchen.

Von Reykjadalur ging es schließlich zurück in die isländische Hauptstadt. Bevor wir aber früh am nächsten Morgen zurück nach Deutschland fliegen würden stand noch ein letztes Highlight auf dem Programm.

Im März 2021 gab es einen Vulkanausbruch am Südabhang des Bergmassivs Fagradalsfjall, das nur 30 km von Reykjavík entfernt auf der südlichen Halbinsel liegt. Seitdem ist der Vulkan sehr aktiv und es kommt immer wieder zu Eruptionen, bei denen Lava mehre hundert Meter in die Luft geschleudert wird.* Der letzte Ausbruch auf der Halbinsel ist ca. 800 Jahre her und so ist es kein Wunder, dass sich unzählige Einheimische und Touristen täglich auf den Weg machen, um das Naturschauspiel mit eigenen Augen zu sehen.

Der Weg zur Ausbruchsstelle ist ca. 3 km lang und kann entweder auf eigene Faust oder im Rahmen einer Tour besucht werden. Wir entschieden uns für eine Tour in einer kleinen Gruppe. Am frühen Abend machten wir uns auf den Weg, der teilweise über sehr steiniges Gelände bis an den Rand des Lavafeldes führte. Leider war der Vulkan zum Zeitpunkt unserer Wanderung nicht aktiv. Wie uns unser Tour Guide mitteilte fällt der Vulkan nach jeder Eruption für ca. 16 h in eine Ruhephase, bevor es zu einem erneuten Ausbruch kommt. Wer also auf Nummer sicher gehen will, sollte sich vorab über den Ausbruchzyklus und das Wetter vor Ort erkundigen.

Obwohl wir diesmal keinen feuer-speienden Vulkan erleben würden hatte wir dennoch ein bisschen Glück. Ein rot leuchtender Lavastrom, ein Überbleibsel der letzen Eruption, bahnte sich langsam seinen Weg von der Ausbruchsstelle ins Tal. Mit Einsetzen der Dunkelheit wurde der Strom noch einmal imposanter und ließ zumindest ein bisschen erahnen, welche Naturgewalten und Hitze hier bei einer Eruption freigesetzt werden.

*Anmerkung: Mitte Dezember 2021 wurde der Ausbruch offiziell für beendet erklärt.

Mein Fazit nach einer Woche Island

Island ist ein wahnsinnig spannendes Land mit einzigartiger Natur und unheimlich freundlichen Einwohnern. Da ich in der einen Woche lediglich die Südseite der Insel gesehen habe werde ich mit großer Sicherheit noch einmal wiederkommen. Allerdings würde ich die Insel beim nächsten Mal anders bereisen. Mir war es auf der Ring Road vielerorts einfach zu voll, was sicherlich daran liegt, das fast alle Highlights sehr einfach und in nur wenigen Minuten von der Ring Straße aus zu besichtigen sind. Bei meinem nächsten Besuch würde ich daher die etwas abgelegenen Orte, wie z.B. die Highlands besuchen. Diese lassen sich zwar nur mit einem Allradfahrzeug bereisen, sind dafür vermutlich aber etwas einsamer. Außerdem würde darauf verzichten, alle Unterkünfte vorab fest zu buchen und stattdessen lieber Campen. So hat man etwas mehr Flexibilität und kann, sollte es das Wetter erfordern, spontan eine andere Ecke der Insel besuchen.

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